Individualisierung der Ernährung. Zwischen Ideologie, Allergie und kulinarischem Lifestyle

23. September - 24. September 2015 in Tutzing

In Kooperation mit der Evangelischen Akademie Tutzing

Individualisierung liegt im Trend – in allen Lebensbereichen. Ob die nächste Urlaubsreise, das Fernsehprogramm oder das Frühstücksmüsli – alles lässt sich individuell zusammenstellen und unterliegt der persönlichen Interpretation. Auch die Ernährung. Wir können essen, was, wann, wie, wo, wie viel und wie wenig wir wollen. Nie waren wir in der Wahl unserer Lebensmittel so frei wie heute, nie waren die Diskussionen um die „richtige Ernährungsweise“ so kontrovers. Und täglich scheinen neue Trends und Empfehlungen hinzuzukommen – kein Ende in Sicht. Die Fülle des Angebots zu nutzen, scheint dabei „out“ zu sein. Die Entwicklung geht vielmehr hin zu einer Ernährung ex negativo: Ob ovo-lacto-vegetarisch oder raw till 4-vegan, ob high- oder low-carb, ob Clean Eating, Paleo oder Rohkost, ob gluten-, laktose- oder zuckerfrei – Essen wird jetzt vielfach danach definiert, was es nicht enthält. Verzicht scheint kein Opfer, sondern Gewinn. Gesucht wird dabei häufig die maßgeschneiderte Ernährung. Sie soll uns individuell geben, was wir uns wünschen. Sie soll uns zeigen, wer und was wir sind. Doch kann das die Ernährung tatsächlich leisten?

Die Tagung diskutierte, wie sich die aktuellen Entwicklungen erklären lassen und welche Bedeutung sie für die Einzelnen und die Gesellschaft haben: Warum entscheiden sich Menschen für oder gegen eine bestimmte Ernährungsweise? Welche Rolle spielt die Persönlichkeit? Wie gestaltet sich das Zusammenleben, wenn Essen kein verbindender Faktor mehr ist? Und was bedeutet die Individualisierung der Ernährung für die Gemeinschaftsverpflegung?

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Foren-Übersicht

 

Geburtenrückgang, Rentenlücke und Wertewandel – für die Gesellschaft sind gesunde Kinder wertvoller denn je. Deshalb stehen die Kleinen auch in den Diskursen um eine gesunde Ernährung wieder stärker im Fokus. Schon länger betrachten Medizin bzw. Primärprävention die frühe Kindheit als Phase besonderer Chancen, aber auch Risiken. Mit Blick auf die Häufigkeiten nicht übertragbarer Erkrankungen und die damit verbundenen ökonomischen Belastungen lautet das Credo der Wissenschaft: so früh wie möglich vorbeugen!

 

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Multiple Krisen erfordern die Neuausrichtung des gesamten Ernährungssystems hin zu einer neuen, nachhaltigeren Esskultur. Auf diesem Weg liegt der Fokus oft auf Kausalitäten und Verursachern. Narrative von „der Normalbevölkerung“ oder „den Fertigprodukten“ scheitern, weil Sie die Vielfalt der Ernährungsumgebungen und damit die der Menschen nicht abbilden. Es ist an der Zeit den Fokus auf die Umsetzung auszuweiten. Um sich dem zu nähern, braucht es viele weitere Perspektiven, die das  27. Ernährungsforum einholt und zusammenführt.

 

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Online

Der Begriff Ernährungsumgebungen findet aktuell in der Debatte um eine zukunftsfähige und planetar gesunde Ernährungsweise in den Industriestaaten große Beachtung. Die Forderungen und Empfehlungen in wissenschaftlichen Gutachten und ähnlichen Papieren, die sich an die zuständigen Organe bzw. politischen Verantwortlichen richten, legen einen Schwerpunkt darauf. Was sich hinter dem umfassenden Charakter des Begriffes verbirgt, lässt Fragen offen. Auch, weil die normativen dichotomen Bewertungen von Ernährungsumgebungen wie "gesund", "nachhaltig oder "fair" vs. "ungesund", "nicht nachhaltig", "unfair", zu unterschiedlichen Auslegungen des Begriffs führen können. Um zielführende Konzepte für die Transformation des Ernährungssystems mit einer planetar gesunden Ausrichtung zu entwickeln, hilft es, ein adäquates Modell für Ernährungsumgebungen zu entwerfen, das interdisziplinär-wissenschaftlichen Ansprüchen gerecht wird. Den Prozess dazu möchte das 26. Heidelberger Ernährungsforum anstoßen und begleiten.

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