Ernährungs-Blog

Hier finden Sie regelmäßig neue Beiträge der Dr. Rainer Wild-Stiftung zu aktuellen Themen und Veranstaltungen.

WissKon2021 – NaWik-Konferenz für kommunizierende Wissenschaftler*innen

Rückschau der Dr. Rainer Wild-Stiftung

Die WissKon zählt zu den ganz besonderen externen Besuchen im Veranstaltungsjahr. Denn im Zentrum steht dabei insbesondere die Kommunikation Forschender jeglicher Disziplinen. In diesem Jahr trafen sich die Referent*innen und Teilnehmer*innen am 6. und 7. Mai, coronabedingt rein digital. Während der zwei Tage führte die Moderatorin Dr. Ulrike Brandt-Bohne, Dozentin am Nationalen Institut für Wissenschaftskommunikation (NaWik) und Redakteurin der Plattform wissenschaftskommunikation.de, durch das abwechslungsreiche Programm. In diesem wechselten sich Keynotes, Workshops und das innovative Format „7 Projekte in 7 Minuten“ ab. Ergänzend dazu stellte das NaWik auch ein eigenes Forschungsprojekt über Präsentationsformen vor. Auch der Austausch mit anderen Wissenschaftler*innen kam nicht zu kurz, denn es gab frei zugängliche Pausenräumen, in denen man sich zum Gespräch treffen konnte.

Citizen Science und gefühlte Wahrheiten

Mit ihrer Keynote „Ist Citizen Science Wissenschaftskommunikation?...“ führte Frau Dr. Susanne Hecker (u.a. Leiterin des Forschungsbereichs Gesellschaft und Natur, Museum für Naturkunde Berlin) das Publikum in die Thematik ein und bekräftigte die Wichtigkeit von Bürgerbeteiligung bei Forschungsprozessen. Dabei erläuterte sie, dass der Zugang zu Internet die globale Teilnahme von Bürger*innen an Forschungsprojekten überhaupt erst möglich gemacht hat. Citizen Science bedeutet Forschungskooperation, also sowohl Kommunikation als auch Interaktion zwischen Wissenschaftler*innen und Bürger*innen. Im zeitlichen Verlauf dieses Ansatzes rückte neben dem reinen Verstehen von Wissenschaft immer mehr die Beteiligung (Public Engagement) an Wissenschaft und Forschung in den Fokus. Abschließend bekräftigte Hecker, dass Citizen Science echte Dialoge braucht, die den gesamten Prozess von der Forschungsfrage hin zur Umsetzung und die Ergebniskommunikation begleiten.

Dr. Michael Blume, Antisemitismus-Beauftragter Baden-Württemberg, ging in seiner Keynote „Gefühlte Wahrheiten…“ den Fragen nach, woher Verschwörungsmythen kommen und wie die Wissenschafts-Community mit ihnen umgehen kann. Er schilderte dabei eindrücklich, dass Menschen natürlicherweise für Mythen empfänglich sind. Außerdem sei es alltäglich, dass Menschen dazu herausgefordert sind nachzudenken, was sie glauben oder woran sie glauben. Laut Blume ist es wichtig, sich von Zeit zu Zeit auch selbst zu hinterfragen, schließlich liest und glaubt man gerne Dinge, die man hören möchte. Der Vortrag zeigte auch auf, dass Mythen nicht per se schlecht sind. Es gibt auch lebensbejahende, der Wissenschaft offene Mythen, die nicht zwingend in Frage zu stellen sind. Seinen Vortrag beendete er mit einer Aufforderung an das Publikum: „Finden und erzählen wir die besten Theorien und Mythen.“

Auf die Ohren, in die Kneipe und Zeit für Kritik

Ein vielfältiges Angebot an Workshops gab ausreichend Raum, um eigene Interessengebiete zu vertiefen, Neues kennenzulernen oder mit anderen Kommunikator*innen in den Austausch zu treten. Zusätzlich zu den drei von uns live besuchten Workshops gab es noch folgende Themen zur Auswahl (detaillierte Beschreibungen finden Sie hier):

Anwendung von Sketchnotes im wissenschaftlichen Umfeld

Podcast – Geht ins Ohr, bleibt im Hirn

Ran an neue Zielgruppen

One size doesn‘t fit all – Wissenschaftskommunikation und Public Engagement

Going local: Pint of Science in meiner Stadt

Lasst uns mal über uns sprechen!

Meine Forschung auf Instagram? Wie das geht – Ein Einstieg

Wissenschaft in Escape Rooms

Der Podcast-Workshop blieb dem Titel gemäß wortwörtlich im Gedächtnis. Die beiden Hosts Dr. Madlen Ziege (freiberufliche Biologin, Autorin und Illustratorin) und Peter Kohl (Biologe und Wissenschaftskommunikator in einem Sonderforschungsbereich) gaben neben Tipps zur Technik auch ehrliche Einblicke in ihre Erfahrungen als Podcast-Autor*innen. Madlen Ziege erklärte, dass die Planung der Podcast-Produktion maßgeblich von den verfolgten Zielen abhängig ist. Dies betrifft Aspekte wie die Regelmäßigkeit, die Archivierung und die Umsetzung (z.B. Gasbeiträge oder Interviews). Kohl und Ziege ermutigten das Publikum sich einfach auszuprobieren: Es darf am Anfang auch mal peinlich sein.

Das Festival-Format „Pint of Science” kommt ursprünglich aus Großbritannien, erklärten die Hosts des zugehörigen Workshops Arno Fricke, Nina Diakopoulos und Lisa Recnik. Dabei namensgebend ist das Ausschankmaß „Pint“, das in britischen Pubs für ein Glas Bier oder Cider gängig ist (0,568 Liter). In diesem Format treffen sich Forscher*innen und interessierte Personen an einem ungezwungenen Ort wie einem Pub oder einem Café und tauschen sich in geselliger Runde über aktuellen Forschungsthemen aus. Die Workshopteilnehmer*innen erdachten auch direkt ihren eigenen „Pint of Science“ und erfuhren dabei, wie ein solches Festival möglichst erfolgreich, interaktiv und abwechslungsreich gestaltet werden kann.

Im Workshop „Lasst und mal über uns sprechen.“ war das deutsche Wissenschaftssystem zentraler Bestandteil des Austausches. Konkret ging es dabei um vorhandene Problemstellungen, wie u. a. Arbeitslast, Überstunden, Publikationsdruck, Fehlerkultur und wie Wissenschaftler*innen darüber kommunizieren könnten. Zusammen mit den Workshopteilnehmer*innen sammelten die Hosts (Kira Herff und Jonathan Wiskandt) Ideen für eine Kommunikationsstrategie, mit der zukünftig auf die vielfältigen Problemstellungen des Wissenschaftssystems aufmerksam gemacht werden soll.

Forschung aus dem Hause NaWik

In einem interessanten Duett-Vortrag stellten Dr. Philipp Niemann (Wissenschaftlicher Leiter des NaWik) und Dr. Ulrike Brandt-Bohne ein Forschungsprojekt des NaWik und des Karlsruher Institutes für Technologie vor. Untersucht wurden verschiedene Präsentationsformen mit denen Wissenschaftler*innen sich an Laienpublikum wenden können. Grund für das Vorhaben „Science in Presentations“ waren fehlende Studien in diesem Themenfeld. Mittels moderner Technologien wie zum Beispiel einer Virtual-Reality-Brille beobachteten sie, wie und welche Inhalte bei verschiedenen Präsentationsformen (bspw. Video-Präsentationen, Science-Slam) von den Zuschauer*innen wahrgenommen werden.

Kurzweilige 7 in 7

Im Format „7 Projekte in 7 Minuten“ war der Name Programm. In jeweils knackigen sieben Minuten hatten insgesamt sieben Referent*innen die Gelegenheit sich und ihre Projekte vorzustellen. Dabei war vor allem eines wichtig: Auf den Punkt kommen. Und das gelang Allen. Titel, Themen und Details der spannenden Sieben finden Sie in der folgenden Auflistung und hier:

mundART – Der linguistische Podcast als Wissenschaftskommunikationstool (Lisa Krammer, Sprachwissenschaftlerin, Österreichische Akademie der Wissenschaften & Universität Wien)

Auf Augenhöhe auf der Science Bench (Prof. Dr. Patrick Glauner, Professor für Künstliche Intelligenz, Technische Hochschule Deggendorf)

#4GenderStudies (Dr. Sabina García Peter, Soziologin am Margherita von Brentano Zentrum für Geschlechterforschung, Freie Universität Berlin)

#PoWi_Manu – Politikwissenschaft und Forschung auf Instagram (Manuel Neumann, Politikwissenschaftler, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung & Universität Mannheim)

Kommunikative Lehre (Dr. Christine Michel, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Forschungsgruppe frühkindliche Entwicklung und Kultur, Universität Leipzig)

SpottingScience – Naturwissenschaften im Alltag entdecken und sichtbar machen (Ass.-Prof. Dr. Philipp Spitzer, Assistenzprofessor für Didaktik der Chemie, Karl-Franzens-Universität Graz)

@dieWissenschaftlerin (Amelie Reigl, Doktorandin, Julius-Maximilians-Universität Würzburg)

Auch in diesem Jahr war die WissKon eine Veranstaltung, die die tägliche Arbeit bereichert: Der Blick in andere Fachdisziplinen weitet die eigene (ernährungswissenschaftliche) Perspektive und erfrischt den Geist. Wir sind schon auf die WissKon im nächsten Jahr gespannt und erfreuen uns bis dahin an den neu gewonnenen Erkenntnissen über Citizen Science, Mythen, Podcasts und Co.

Weitere Informationen zum Nationalen Institut für Wissenschaftskommunikation (NaWik) erhalten Sie hier: https://www.nawik.de/

Jana Dreyer

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